Stedinger Schutzgebiete und Biotope

Kleinode in der Landschaft

Unsere Schutzgebiete im Detail


 LSG Warflether Sand

Der Warflether Sand ist ein ca. 100 ha großes Landschaftsschutzgebiet in der Gemeinde Berne. Bei diesem Schutzgebiet handelt es sich um einem in Teilen sehr naturnahen Weseruferabschnitt mit Hartholzauewaldresten.

Geprägt durch die seltenen Ökosystemtypen vegetationsloses Flusswatt, Tidenröhricht, Feuchtgrünland mit artenreicher Grabenvegetation und Strandvegetation sowie Übergangszonen zu Feuchtgebüschen einerseits und Trockenrasenformationen auf einem Sandrücken anderseits. Das Berg-Sandglöckchen (Jasione montana) als eine botanische Rarität kommt hier ebenfalls vor. 

                                                               

FFH & NSG Berne-Juliusplate 

Das 79 ha große Naturschutzgebiet "Juliusplate" (NLWKN-Kennzeichen NSG WE 263) ist ein naturnaher, tidebeeinflusster Bereich in der Marsch der unteren Weser. Das Landschaftsbild wird von Marschenland, Auewaldresten und breiten Spülsäumen geprägt; Teilflächen werden als Grünland genutzt.

Zu den hier vorkommenden Lebensraumtypen gehören nicht eingedeichte Grünländereien, Flussröhrichte, Brackwasser- und Tideröhrichte, Spülsäume, Priele und vegetationsfreie schlickige oder besandete Flusswattflächen, die im Gezeitenrhythmus trockenfallen. Die standörtliche Vielfalt dieser Lebensräume und ihre Naturnähe bestimmen den außerordentlichen Wert der Juliusplate für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Teile des nicht eingedeichten Grünlandes sind Standort für die äußerst seltene und gefährdete Schachbrettblume.

Aufgrund dieser naturräumlichen Ausprägung ist das Gebiet "Juliusplate" Teil des Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebietes "Untere Weser mit Strohauser Plate und Juliusplate". Zuständig ist der Landkreis Wesermarsch als untere Naturschutzbehörde. 

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2007.12.10 - Naturschutzgebiets-Verordnung (NSG-VO) Berne-Juliusplate
2007.12.10-nsg vo juliusplate.pdf
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NSG Holler- und Wittemoor

Das 380 ha große Naturschutzgebiet sichert den verbliebenen Rest eines ehemaligen ausgedehnten Randhochmoores im Übergang von der Delmenhorster Geest zu den Wesermarschen. Das durch Entwässerung und Torfabbau ehemals stark beeinträchtigte Gebiet befindet sich nach Wiedervernässung und Extensivierung auf dem Weg der Regeneration. Die sich erholenden Hochmoorbereiche bieten einer Vielzahl von hochmoortypischen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, sind aber auch Rückzugsgebiet für Arten aus der umgebenden intensiv genutzten Kulturlandschaft. Es finden sich verschiedene Torfmoose, Scheidenwollgras, Besen- und Glockenheide und der Gagelstrauch in teilweise ausgedehnten Beständen.

Zuständig sind die Landkreise Oldenburg und Wesermarsch als untere Naturschutzbehörde.

(Quelle: NLWKN)

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1988.12.06 - Naturschutzgebiets-Verordnung (NSG-VO) Holler- und Wittemoor
1988.12.06-NSG-VO-_Holler- und Wittemoor
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Ritzenbütteler Sand mit LSG Ritzenbütteler Brake

Der Ritzenbütteler Sand liegt außendeichs, die bei einem Deichbruch 1566 enstandene, ca. 1.500 m2 große Brake als Landschaftsschutzgebiet binnendeichs. Der Ritzenbütteler Sand wurde im Zuge des Weserausbaus durch einen Zusammenschluss mehrerer Sande und Platen gebildet.

 

Er besteht zu einem Großteil aus Sandmagerrasen, Feuchtgebüschen und  Silbergraswiesen, war aber immer in den vergangenen Jahrhunderten starken anthropogenen Einflüssen ausgesetzt. Hier ist eine Vielzahl an seltenen Insekten, u. a. die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens ) oder das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) sowie landschaftstypische Schmetterlinge wie Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas), Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) oder Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma) anzutreffen.

                                        

Von dem Pilzexperten Bernt Grauwinkel aus Berne-Hiddigwarden wurden auf dem Ritzenbütteler Sand in den beiden Jahren 2013/2014 rund 50 Pilzarten bestimmt, darunter einige, die in der Rote Liste Deutschland als gefährdete Arten gelistet werden. Seltene Pilze auf dem Ritzenbütteler Sand.

 

Eine Art, der Tremella exique, ein Pilz der Gattung "Zitterling", der auf vorjährig abgestorbenen Zweigen des Besenginsters wächst, gilt sogar bundesweit als ausgestorben bzw. verschollen. Den Ritzenbütteler Sand hat der Pilzexperte in den vergangenen Jahren als besonderes Biotop erlebt. Die wirklich interessanten Ecken sind die, die von den meisten Menschen als Ödland bzw. Unland  bezeichnen werden. Es sind die sandigen Böden, die Sandmagerrasenflächen, von denen die meisten Menschen vermuten, daß dort gar nichts leben könne. Aber dem ist nicht so. Auf diesen rar gewordenen, nährstoffarmen Biotopflächen der ehemaligen Wesersande leben ebenso rar gewordene Pflanzen, Pilze, Insekten und Spinnen.

 

Weiterhin entdeckte Bernt Grauwinkel hier im September den Rundsporigen Dungbecherling (Pseudombrophila bulbifera) auf Kaninchenkot und den in der Rote Liste geführten Schilf-Schwindling (Marasmius limosus) auf Schilfblattresten, ein Pilz, der laut Grauwinkel und weiterer Experten vermutlich auf milde Witterung angewiesen und bisher im Nordwestdeutschen Tiefland nicht bestimmt worden ist.

 

"Ich  hoffe, mit meinen Pilzartenbestimmungen einen kleinen Beitrag zum Erkennen der Schutzwürdigkeit des Ritzenbütteler Sandes, insbesondere der Trockenrasenflächen zwischen Leuchtturm und Hundesportplatz sowie aller Feuchtstandorte und Auwaldreste geleistet zu haben."

 

Auf der Südwestseite befindet sich ein ausgebaggerter See mit angrenzendem Tideröhricht. Mit Geduld, Gehör und Fernglas sind hier 100 Vogelarten zu entdecken, u. a. der Eisvogel, die Nachtigall, der Sumpfrohrsänger, die Dorngrasmücke, der Kuckuck und viele mehr.

 

Auf den sandigen Uferflächen des Sees brüten seit 2012 regelmäßig im Zeitraum April bis Juli 1 bis 3 Paare der streng geschützten Flussregenpfeifer, allerdings seit 2015 mit abnehmenden Erfolg, weil freilaufende Menschen und Hunde das Brutgeschehen zu häufig stören. 

Flussseeschwalben-Brutfloß an der Alten Ochtum

Am Samstag, 18. Januar 2014, montiert und verankert der NABU in einer gemeinsamen Arbeitsaktion aus Landwirt Bohn-Nobis, dem Fischereiverein Delmenhorst, dem NABU Stedingen und NABU-Projektleiter Dr. Winfried Daunicht den siebten Flossbausatz im nordwestlichen Niedersachsen in der Gewässermitte der Alten Ochtum. Zuvor hatten bereits die Nehlsen GmbH & Co.KG aus Bookholzberg sowie der Baustoffhändler Horst Eilers aus Ganspe mit für den NABU kostenfreiem Sponsoring, nämlich Transportleistungen, das Artenschutzprojekt vorbereitet.

 

„Die Flussseeschwalbe sucht in der Brutsaison von Mitte April bis September die Gewässer der Alten Ochtum seit nunmehr gut zehn Jahren regelmäßig zur Nahrungssuche, aber bisher nicht zum Brüten, auf. Wenn sie in diesem Frühjahr von den tropischen Küsten Westafrikas zurückkehrt, hoffen wir, dass sie unser „Ostergeschenk“ in der Gemeinde Lemwerder annimmt“, erklären Hartmut Drebing, NABU Stedingen, und Dr. Winfried Daunicht, NABU-Projektleiter, übereinstimmend.

 

Im August 2013 haben Ehrenamtliche des NABU Stedingen erstmals der Verwaltung der Gemeinde Lemwerder, Bürgermeisterin Regina Neuke und dem Bauamtsleiter Stephan Dickel, über das Artenschutzprojekt „Flussseeschwalbe“ des NABU Niedersachsen berichtet. Die Bereitschaft seitens der Gemeinde Lemwerder, einen Beitrag zu dieser niedersächsischen Naturschutzmaßnahme zu leisten, war von Anfang an spontan groß. Für die Nutzung des gemeindeeigenen Gewässers der Alten Ochtum als Liegeplatz für das Brutfloss wurde dann, wiederum auch mit Zustimmung des Pächters Fischereiverein Delmenhorst e.V. von 1896, im Dezember 2013 eine schriftliche Vereinbarung getroffen.

 

Übrigens können Flussseeschwalben mit bis zu 30 Jahren recht alt werden, sie sind sehr standorttreu und brüten nahezu bis an ihr Lebensende. Zu einer gewissen Berühmtheit hat es in dieser Hinsicht die Flussseeschwalbe-Dame „Lotti“ aus Wilhelmshaven gebracht, die dort seit über 20 Jahren ohne Unterlass brütet und der sogar eine eigene Webseite www.lotti-web.de gewidmet wurde.

 

NABU Stedingen und NABU Niedersachsen wünschen den Flussseeschwalben in der Gemeinde Lemwerder viel Bruterfolg!

 

Hintergrund dieser Naturschutzmaßnahme

Der NABU Niedersachsen hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen und Lebensräume besonders geschützter Brutvogelarten in Niedersachsen mit gezielten und effektiven Maßnahmen nachhaltig zu verbessern.

 

Gemeinsam mit der Vogelschutzwarte des Landes und dem Umweltministerium werden die Maßnahmen geplant und dafür gesorgt, dass der NABU nicht originäre Aufgaben der Unteren Naturschutzbehörden übernimmt. Das Ziel ist, behördliche und verbandliche Aktivitäten gezielt miteinander zu vernetzen, um für die Vogelarten die besten Ergebnisse zu erzielen. Die Erstellung der Planungen aber auch die Umsetzung der Maßnahmen werden vom Land Niedersachsen gefördert.

 

Für die Küstenvogel-Indikatorart „Flussseeschwalbe“ wurde so der Bau von bekiesten Brutflößen beschlossen, weil die für das Überleben so wichtigen Brutflächen aus Kiesbänken oder Sandinseln in den Bereichen der natürlichen Flussläufe für diese Geschöpfe kaum noch zu finden sind. Gerade auch die Unterweser wurde seit Ludwig Franzius in den letzten 120 Jahren in ihrer ursprünglichen Natur mit weitem flachem Bett, klarem fischreichem Wasser und vegetationslosen Kies- oder Sandinseln so verändert, dass sie heute als barrierefreier Kanal bis Bremen für tiefgehende Seeschiffe angesehen werden muss. Brutmöglichkeiten für Flussseeschwalben an der Unterweser wurden und sind rar, obwohl die Weser zu ihrem ursprünglichen Lebensraum zählt.

 

Für die Anschaffung der Flussseeschwalbenflösse wurde im nächsten Projektschritt als Förderer die Niedersächsische BINGO-Umweltstiftung aus Hannover gewonnen. Mit Mitteln dieser Stiftung fertigte dann die Kreishandwerkskammer in Aurich im Rahmen eines lokalen Sozial- und Arbeitsförderungsprojektes acht Floß Bausätze für Flussseeschwalben, wobei die Handwerkskammer nur eine Vergütung für das verbrauchte Material erwartete.

 

Nachdem bereits in den letzten zwei Jahren drei Flösse im Landkreis Leer und zwei im Landkreis Aurich installiert wurden, werden aktuell die letzten drei Brutflösse im Landkreis Wesermarsch den Flussseeschwalben zum Brüten angeboten.

 

Dr. Winfried Daunicht, NABU-Vogelartenschutzexperte, ist für die Küstenvögel und Strandbrüter wie zum Beispiel Flussseeschwalbe und Sandregenpfeifer im Rahmen des Artenschutzprojektes Küstenvögel und Strandbrüter vom NABU Niedersachsen zuständig.

 

   Fütterung einer jungen Flussseeschwalbe mit Rotfeder